Over-ankle-Trainingshose für Eiskunstlauf selber nähen

Eiskunstlauf-Hose selber nähen, so geht’s!

Du wolltest schon immer mal eine Eiskunstlauf-Hose maßgeschneidert für dich selber nähen? Ich habe das schon öfter gemacht, und es ist wirklich total einfach. Ich nähe viele solche Hosen für mein Kind, aber geht natürlich genauso für Erwachsene.

Materialien

Du brauchst:

  • 1 Leggings / Jeggings, die eng sitzt
  • großer Bogen Papier, zB. Packpapier / Einschlagpapier
  • Stoff, Schere, Faden… das Übliche halt
Tipp zu Garn und Nähten…

Ich verwende Overlock-Bauschgarn¹ und natürlich ne Overlock-Maschine. Dieses Garn ist nicht nur superweich (es wird zB. bei Unterwäsche verwendet), sondern auch sehr elastisch und perfekt für flauschige Sportstoffe wie Thermo-Lycra. Die Fadenspannung an der Overlock muss dafür etwas angepasst werden, und beim Einfädeln muss man mehr aufpassen, da es leicht reißt. Die Nähte sind minimal empfindlicher, aber dafür fühlen sie sich weich auf der Haut an und sind noch dehnbarer als normale Overlocknähte.

Tipp: Es empfiehlt sich für den nach außen sichtbaren Faden eine zum Stoff passende Farbe zu verwenden, auch wenn der angeraute Lycra innen weiß ist!

Ich bin absolut gar kein Fan von Zickzackstich und Fake-Overlocknähten, die es an manchen Haushaltsmaschinen gibt. Deshalb empfehle ich jedem, der mehr als dreimal im Jahr näht, sich einfach sofort eine Overlockmaschine zu holen. Ich habe mich zwei Jahre lang sinnlos mit einer Haushaltsmaschine gequält. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht und jeden Cent wert. Ich habe diese Maschine hier

Welcher Stoff ist geeignet?

Ich verwende Thermo-Lycra. Alternativ geht auch sog. Badeanzugstoff. Meine Stoffe, auch den aus diesem Beispiel, beziehe ich fast ausschließlich von Dresówka. Für einen guten Sitz muss der Stoff etwas fest sein. Normaler Jersey, auch aus 100% Polyester, ist nicht so toll, er ist meistens zu weich / stretchy.

Eine umweltfreundliche Alternative wäre übrigens eine Wolle-Tencel-Mischung oder Wolle-Seide (wenn dick genug). Baumwolle ist für Eiskunstlauf nicht geeignet. Wenn man hinfällt, wird sie nass und dann eklig kalt.

Wie sollte der Schnitt für eine Eiskunstlaufhose aussehen?

Ich mag am liebsten die Hosen, die hinten am Absatz über den Schuh gehen. (Ich ziehe die nicht bis unter den Absatz, weil sie dann noch schneller Löcher bekommen.) Damit das geht, müssen die Hosen „Schlag“ haben. Das kann man aber relativ leicht und intuitiv an ein vorhandenes Schnittmuster anstückeln, oder beim Entwerfen eines neuen Musters, wenn man ansonsten ungefähr weiß, wie ein Hosenschnittmuster aussieht.

Der Trick bzw. die Faustregel, um eine „over ankle“-Trainingshose für die Schlittschuhe passend weit zu machen ist komischerweise, die Hose unten am Bein ungefähr genauso stark zu erweitern wie sie auch nach oben zur Wade hin weiter wird. Also quasi gespiegelt nach unten.

Seltsamerweise führt genau dieses Prinzip zu einer super overboot-Passform, wie man es bei typischen Eiskunstlauf-Trainingshosen möchte. (Das funktioniert aber wie gesagt nur für gut sitzende Leggings.)

(!) Nur die insgesamte Länge sollte man eventuell noch abgleichen. Dafür einfach den Abstand von Schritt bis Absatzende mit angezogenem Schuh messen. Saumzugabe nicht vergessen.

Eiskunstlauf-Hose nähen: Der Schnitt von einer over-ankle Trainingshose für Eiskunstlauf unterscheited sich nur minimal von einer Skinny-Jeans. Deswegen kann man so eine Hose super als Vorlage verwenden!
Hier zum Vergleich der Schnitt einer Eiskunstlaufhose und einer normalen Skinny Jeans. Die Eislaufhose ist etwas länger (es muss nicht so viel sein, diese ist etwas lang und auf Zuwachs). Außerdem ist das Bein ausgestellt für den over-ankle-Sitz auf dem Schuh.

Schritt-für-Schritt-Anleitung Eiskunstlauf-Hose nähen (PDF & Bild)

Du kannst diese Anleitung auch als PDF herunterladen. Diese Anleitung ist für den privaten nicht-kommerziellen Gebrauch und fällt unter die CC BY-NC 4.0 Deed-Lizenz (Attribution notwendig, keine kommerzielle Nutzung).

Hose abpausen

Zum Übertragen oder Abpausen wird die Hose auf links gedreht.

Hinterhose abpausen

Leg die Vorlage-Hose flach auf den Boden. Zuerst wird die Hinterhose abgepaust. Dafür die Hose am Zwickel gerade ziehen, so dass der Zwickel (wie oben gezeigt) nach außen steht und die Hose flach zum Liegen kommt. Beine glatt streichen und die Hose schön flach auf den Boden legen (nicht dehnen).

Das Papier einmal längs (lange Seite entlang) falten. An diese Falte legt man jetzt die Hose an und zeichnet nach.

Eiskunstlauf-Hose nähen: Schnitt-Teil Vorder- und Hinterhose, zu einem Teil zusammengefügt und ausgeschnitten.
Schnittteil für Hinter- und Vorderhose. Hinterhose ist der rechte, Vorderhose der linke Teil. Wenn man beides abpaust und zusammenfügt, erhält man genau so einen Hosenschnitt. Den „Schlag“ habe ich hier schon hinzugefügt.

Vorderhose abpausen

Bei der Vorderhose muss man noch etwas sauberer arbeiten, denn wenn man schlampt, passt es nachher nicht gut aufeinander mit der Schritt-Naht! Also sehr gut anlegen, nicht dehnen und ohne Falten schön glatt streichen.

Genau aus dem Grund eignen sich eben auch stretchy Jeans, da sie sich nicht so sehr verziehen wie zB. eine Baumwollleggings. Je öfter die Hose getragen wurde, desto mehr ist sie leider auch „eingearscht“ und damit am Hintern ausgeleiert. So ein Teil sollte man natürlich nicht nehmen.

Jetzt wird die Hose wieder genauso gefaltet, aber eben mit der Vorderseite nach außen gelegt. Zwickel wieder nach außen ziehen und genau darauf achten, dass die Nähte vorn an der Kante sind. Und nachzeichnen.

In so einem übertragenen Modell sind die Nahtzugaben schon drin, denn man zeichnet ja meistens nicht exakt. Zudem sind Hosen allgemein ja mit Overlock-Nähten genäht und dafür braucht man keinen Saum >7mm. Ich persönlich nähe alles mit Overlock, und würde aber auch für Zickzack nichts hinzufügen, weil man eben durch das Übertragen schon meist mehr Spiel hat. Sonst verschiebt sich nur die Passform.

Beine „mit Schlag“ entwerfen

Jetzt müssen die overboot bzw. over-ankle Beinteile angestückelt werden, damit die Trainingshose auch für den Eiskunstlauf geeignet ist und schön sitzt. Hierfür wie im Bild gezeigt ausschneiden und dann möglichst am Kind oder sich selbst anprobieren, was die richtige Länge ist.

Das ist natürlich etwas Stoffverschwendung, und wenn du das nicht willst, dann richte dich einfach nach der Waden-Faustregel und mach die Hose etwa eine Schuhlänge (von Schaft bis vor den Absatz) länger als sie es schon ist. Ich ziehe das anprobieren aber vor. Und ich verwende Nadeln oder Sicherheitsnadeln dafür, weil Clips zu leicht abreißen beim Anprobieren.

Eiskunstlauf-Hose selber nähen von Vorlage: Nach dem Abpausen kann an den Schnitt weiter anpassen, so dass es besonders gut sitzt.
Anpassung der Kurvatur an der Hinterhose.

Rückenhöhe anpassen

Nun wird die Höhe der Hinterhose angepasst, damit die Hose beim in die Knie gehen auch noch sitzt. Sie sollte hinten also deutlich höher sein als vorn. Diesen Effekt sollte man auch unbedingt an der Hose und nicht am Bund erzeugen, weil es dann am Hintern besser sitzt! Es muss ein fließender Übergang zur Vorderhose sein, und es ist wichtig, dass man in der Mitte (also am Rand des Schnittmusters) in etwa senkrecht zur Schnittlinie ankommt, denn sonst kriegt man eine A-förmige Spitze in der Mitte des Rückens. So übertrieben muss es aber gar nicht geformt sein, es sollte nur ausreichend hoch gehen, dass es bequem sitzt.

Hier noch mal zwei Beispiele, wie man den Schnitt noch besser anpassen kann. Auf dem linken Bild sieht man, dass die Hose am Bund noch zu weit ist und vorne etwas tief sitzt, was die Passe aber ausgleicht, wenn sie hoch genug ist. Möchte man eine niedrigere Passe (zB. weil man lieber ein schmaleres Gummi will), dann kann man die Vorderhose entsprechend verlängern. Der Sitz der Hinterhose wird durch die Kurvatur am Hintern beeinflusst: Dafür einfach bei der Anprobe „messen“ wie viele Fingerbreit es oben zu weit ist, und die entsprechende „Menge“ im Schnittmuster abnehmen, wie im vorherigen Bild gezeigt.

Passe gestalten

jetzt kommt der schwierigste Teil, die Passe oder der Bund. Dieser sollte wirklich gut sitzen und genau an die Bundlänge der Hose passen. Man möchte vermeiden, dass der Stoff gerafft wird, denn die Hose sitzt ja hauteng, also sollte es eine perfekte Passform sein auch ohne Gummi und Overlocknähte. Ideal wäre, wenn man die Länge des Bundes mit dem Kurvenlineal misst, aber wenn man keins hat, kann man auch langsam und sauber mit einem Faden oder einem normalen Lineal die Länge messen, oder mit flexiblem Maßband.

Diese halbe Länge (siehe Bild) nimmt man jetzt mal 2, dann hat man die untere Bundlänge der Hinterhose. Für die Vorderhose macht man es genauso.

Für eine gute Passform muss die Passe auch angeschrägt werden, d.h. die obere Länge ist kürzer. Das macht man am besten nach Augenmaß oder mit Anpassen am Modell direkt.

Da die Passe ein gerades Teil ist, kann man sich überlegen, ob man sie am oberen Rand spiegeln will. Ich finde das praktisch. Aber wenn man zB ein sehr breites mit Overlock vernähen will, kann man sich überlegen, ob man das gleich in eine obere Naht einlegen will. I

Ich mag das nicht, weil man dieses Gummi dann ohne Auftrennen der Naht nicht mehr tauschen kann. Ich lege ein Gummi lieber so ein, auch weil es sich viel schöner anpassen lässt auf die Figur des Kindes. Evtl. brauchst du auch gar kein Gummi Je höher du deine Passe nämlich machst und je mehr Spannkraft der Stoff hat, desto besser sitzt er ganz von allein!

Wenn du fertig bist, musst du die drei Teile nur noch ausschneiden, und dann geht es ans Nähen.

Eiskunstlauf-Hose nähen

Vorder- und Hinterhose zusammen nähen

Zuerst werden die Vorderhose und Hinterhose am Gesäß und vorne Zusammen genäht, anschließend wird die Hose aufgefaltet und die lange Schrittnaht fertig gestellt.

Passe nähen und Einsetzen

Jetzt die Passe an den kurzen Seiten zusammen setzen und an einer Seite eine Öffnung fürs Gummi lassen. Die Öffnung sollte nach innen Zeigen, also am besten gut markieren mit Klemmen. Und falls du einen Musterstoff hast: Drauf achten, dass das Muster richtigherum zusammenkommt (Passe und Vorder-/Hinterhose)

Die Passe auf rechts drehen und mit Klemmen innen am Bund der auf links gedrehten Hose befestigen – und annähen.

Säumen

Zum Schluss den Saum an den Beinen schließen. Ich verwende einen Zickzackstich, aber am besten ist natürlich ein echter Coverlockstich. Bitte keine Zwillingsnadel. Ich verstehe absolut nicht, warum dieser Mist immer empfohlen wird. Zwillingsnadel ist überhaupt kein Ersatz für Coverlock und die Naht ist auch nicht dehnbar, sondern sieht nur so aus. (Eine echte elastische Naht ist genauso elastisch wie der Stoff oder sehr nah dran, eine fake-elastische Naht reißt einfach, was bei so einem stark beanspruchten Teil wie einer Trainingshose halt dann zu kaputten Nähten führt oder dazu, dass man ständig aufpassen muss). Da ist der Zickzack noch die beste Wahl… Ich verwende 3.-5-4 mm Stichweite und 4-6 mm Stichhöhe (Breite). Nicht zu weit wählen, hier geht es nicht um Schönheit. (Einen weiten Zickzack mit knapper Stichhöhe macht man ja nur, wenn man bei einem Shirt z.B. die Dehnbarkeit etwas verbessern will und nicht sofort sehen, dass es ein ekliger Zickzack ist, weil man keine Coverlock hat, aber so ein Stich ist dann eben auch nicht so funktional).

Dann wird die Hose gewendet, das Gummi eingefädelt mit Sicherheitsnadel und anprobiert. Gummi rausziehen zur passenden Länge, mit Overlock abnähen und wieder in die Hose einlegen. Ich fixiere die Gummis wie gesagt nie, weil ich das unpraktisch finde, ich nehme einfach welche, die schön breit und weich sind.

Jetzt noch die Öffnung an der Passe schließen, fertig!

Hier ist das Kind mit seiner Hose:

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