Eiskunstlauf-Technik: Vorwärts-Auswärts Bögen

Eine tolle Übung für bessere Außenkanten im Eiskunstlauf sind vorwärts-auswärts Bögen oder Kreise. Ich übe das fast in jeder Trainingsstunde und mein Kind hat es fast ein Jahr lang in ihrer „Grundausbildung“ (bei 2-3× Training pro Woche) genauso machen müssen.

Anmerkung

Bei den Übungen ist Symmetrie wichtig, beide Seiten sollten gleich gut aussehen. Die „normale“ Laufrichtung im Sport ist auf links (gegen den Uhrzeigersinn). Ich laufe auf rechts, d.h. ich springe von rechts auf links und drehe mich im Uhrzeigersinn.

Spurenbild vorwärts auswärts Acht / Kreise im Eiskunstlauf

Ausführung auf dem Kreis und in der Acht

Als Beispiel auf links:

  • Abstoß in T-Stellung = L vorn, R hinten
  • Auf der linken Außenkante (LFO = left forward outside) fahren
    • Den Fuß bis etwa zur Hälfte des Kreises nach hinten, leicht abgestreckt mit geradem Bein halten.
    • Alternativ: hinter dem Absatz mit ausgedrehter Hüfte und angewinkeltem Knie halten.
  • Etwa ab der Hälfte wird der Fuß allmählich nach vorne geführt, so dass man letztlich mit ausgedrehtem freien Bein (und Fuß pointe) am Ende des Kreises ankommt, das Standbein ins gebeugt.
  • In dieser Stellung sollte man einen geschmeidigen Wechsel ohne jegliche Zwischenschritte oder Stoppen in den zweiten Kreis in Gegenrichtung (RFO) machen können.

Am Anfang kann man erst mal nur einen Kreis in der Lieblingsrichtung probieren, oder diese Übung als Bögen ausführen. Je kleiner man den Kreis macht, desto leichter. Das Ziel ist es, eine Acht zu fahren, der 3/4 der Stadionbreite in der Gesamtlänge abdeckt. Das gilt übrigens für alle Achter-Übungen.

Ausführung in Bögen

  • Abstoß in T-Stellung, senkrecht zur Fahrtrichtung, auf LFO
  • Ab Hälfte des Bogens darf der Fuß langsam nach vorne gebracht werden
  • Man erreicht das Ende des Halbkreises senkrecht zur Fahrtrichtung mit ausrotiertem freien Fuß, Umstieg auf diesen in RFO, Wiederholung

Diese Übung ist natürlich leichter, da man früher das Bein vorbringen darf, aber trotzdem sollte man beide üben.

Häufige Fehler

  • Rudern mit den Armen. Meistens fehlt die Kraft oder Koordination (oder man schaut nach unten). Da bringt es nur Geduld und ausreichendes Üben.
  • Arme zeigen nicht zum Kreis (tangential). Anfangs kann man in „V-Stellung“ fahren, falls das leichter ist, aber prinzipiell sind die Arme im Eiskunstlauf immer an den Kreis angelegt, den man abfährt, bzw. wenn man geradeaus fährt: links und rechts vom Körper gerade abgestreckt. Je länger man fährt, desto leichter fällt es.
  • Bein wird zu schnell nach vorne gebracht, zB. weil das Gleichgewicht fehlt. Man kann versuchen ohne abgestreckte Arme zu fahren. Wenn das leichter fällt, dann hat man einfach eine schwache Schultermuskulatur; da hilft nur üben.
  • Es wird kein Halbkreis gefahren, sondern nur eine leichte Kurve. Halbkreis heißt aber, dass man immer senkrecht auf der Fahrtichtungslinie ankommt, also der Linie, die den Kreis halbiert.
  • Absetzen, Anhalten, Schritte zwischen den Bögen. Die Bögen sollten fließend ineinander übergehen, d.h. man setzt ohne Zwischenschritt von LFO auf RFO um usw.
  • Kein ordentliches Ausdrehen des Fußes. Der freie Fuß, und damit – weil das Knie gar keinen entsprechenden Freiheitsgrad hat bzw. über das Tibiofibulargelenk nur in ganz geringem Maß! – natürlich auch die Hüfte, müssen fürs Umsetzen immer ausgedreht werden. Man möchte ja direkt wieder auf die nächste Außenkante steigen. Am Anfang fühlt sich das unintuitiv an, aber es ist reine Übungssache. Sobald man es kann, fühlt sich alles andere nämlich falsch an (und das ist dann auch richtig so).

Die Fehlerliste ist natürlich nicht vollständig. Aber das sind die häufigsten Probleme. Mir ging zB. es total oft so, dass die Rotation meine Schultern zu schnell nach vorne gezogen hat (also den Oberkörper quasi in den Kreis hinein verdreht). Ich konnte dem einfach nichts entgegensetzen und das Drehmoment, welches auf die äußere von beiden Schultern wirkt, ist natürlich stärker als das auf die innere, also muss diese mehr gegenhalten.

Ich hatte weder in den Schultern noch im Oberkörper genug Spannung und habe mich dadurch immer „ineinander verdreht“, wie ein Waschlappen, der ausgewrungen wird. Die Oberkörperspannung wird u.a. auch durch die seitliche Bauchmuskulatur und große Rückenmuskulatur gehalten. Und, wenn man wirklich sauber fährt, dann hat man abends auch noch Muskelkater von dem ganzen Arme hochhalten.

Starke Rücken- und Bauchmuskulatur hilft also wirklich sehr dabei, die Achse zu halten, und sich nicht zu verdrehen. Je leichter man auf einem Kreis den Oberkörper gerade halten kann, desto besser!

Hilfreiche Übungen

Ich kann auch einige Übungen zur Kräftigung der benötigten Muskelgruppen empfehlen, die bei vielen Leuten zu schwach ausgeprägt sind, weshalb sie Probleme haben, den Oberkörper zu halten:

  1. Seitstütz
  2. Yoga: Thread the needle
  3. Liegestütz
  4. Auf allen Vieren: Knie-zu-Ellbogen Züge
  5. Yoga: Krokodilsdrehung (statisch zur Dehnung oder dynamisch zur Kräftigung)
  6. Yoga: Drehsitz

Und, sofern man Zugang zum Fitnesstudio hat, sind alle möglichen Sachen am Kabelturm hilfreich, bei denen man die Rücken-Schultermuskulatur verwendet.

Hinweis

Wie immer natürlich die wichtige Anmerkung, dass alles, was am Schluss korrekt und gut aussehen soll, im Idealfall mit einem Trainer geübt werden sollte. Verlass dich nie nur auf eine Quelle. Ich schreibe hier nur meine Trainingserfahrungen auf, die mir geholfen haben, aber jeder Mensch hat andere Probleme und nicht jeder findet die gleichen Tipps hilfreich.