Sommertraining, Wintergedanken – München und der Eiskunstlauf

Das Sommertraining hat begonnen, und mit ihm die harte Realität, dass der Eissport in München nie wieder so sein wird wie er einmal war.

Die Trainingshalle, eine der schönsten Eishallen Deutschlands, frei von Werbung, weiß, lichtdurchflutet, und vor allem vorwiegend von Eiskunstläufern genutzt, gehört nun der Sportgeschichte an. Wie man diesen wunderschönen Ort uns Eiskunstläufern nicht erhalten konnte, ist mir unbegreiflich. Und nein, „Mimimi, es ist nicht umweltfreundlich genug“ reicht mir nicht als Begründung. Schwimmbäder und klimatisierte Mehrzweckhallen und Flutlicht sind auch nicht umweltfreundlich, aber wenn der Sport dank Förderung und privater Sponsoren schon groß genug ist, dann ist das halt plötzlich nicht so wichtig…

Den Sportlern fehlt es nun für den Sommer an allem. Räumlichkeiten existieren nicht mehr bzw. stehen uns noch nicht offen. Natürlich wird auch hier wieder die Hockeymannschaft bevorzugt. Man kann davon ausgehen, dass der Eiskunstlauf als absolute Allerletztes bedacht wird bei Eisplanung, Raumgestaltung und Verfügbarkeiten… (Also wie immer und seit Jahren schon natürlich.)

Zwar hoffe ich, dass die neue Anlage eine Verbesserung wird (auch deshalb weil im Olympiazentrum am Schluss ja nicht mal mehr die Klos funktioniert haben, und wirklich an allen Ecken was kaputt war – natürlich vor allem bei den Eiskunstläufern; darauf dass die Hockeymannschaft funktionierende Anlagen hatte, könnt ihr wetten.) Allerdings wäre es naiv und dumm, auf bessere Bedingungen für den Sport zu hoffen.

Die Patch-Preise sollen sinnlos in die Höhe getrieben werden, um Eltern natürlich noch mehr zu schröpfen, und Hobbysportlern das Training zu erschweren… Ich meine, es ist nicht so, dass man im Öffentlichen trainieren kann. Und nachdem man ja Freesytleren und Hockey-Rüpeln so gut wie alles auf dem Eis durchgehen hat lassen die letzten Jahre – und es also keinen Grund gibt, davon auszugehen dass sich das ändern wird) – während im Publikumslauf aber bereits mit Scharfrichter-Tonfall ermahnt wird, wer sich wagt auch nur einen Flieger zu machen (selbst auf einer fast leeren Bahn)… naja, was bleibt da noch?

Man ist also gezwungen zu den überteuerten Zeiten zu trainieren, weil man ansonsten ja vom Eis gemobbt wird. Außer natürlich, man rast mit Hockey Schuhen durch eine Gruppe Kleinkinder oder Anfänger, das geht immer fit in München, der Stadt die einen Dreck auf Eiskunstlauf gibt und den Sportlern so viele Steine wie nur irgend möglich in den Weg schüttet. Nicht wirft. Schüttet. Einen Schutthaufen habt ihr uns hingeklatscht und ihr wisst es. Schämt euch, Sportreferat. Schämt euch, Politiker, die für Artikel einen auf Ex-Eisläufer machen aber praktisch rein gar nichts für unsere Sportstätten tun, aber durch Untätigkeit oder Zustimmung dazu beigetragen haben, dass uns die Halle weggenommen wurde. Ihr seid eine Schande für München und den gesamten deutschen Eissport.

Ja, all das geht mir durch den Kopf, wenn ich hier so sitze und dieses Elend angucken muss. Einfach nur eine Schande.

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Und wir können immerhin in Oberstdorf trainieren. Aber was München hier gebracht hat, ist nichts Minderes als eine sogenannte Shit Show.

Unser Training wird jetzt für einige Wochen aus viel Fahrerei, Privat-Patches, Outdoor-Stunden und Online-Angeboten bestehen… Ich habe den großen Vorteil, dass ich selbst ein bisschen fahren und mit meinem Kind zB den öffentlichen Lauf nutzen kann Schritte üben usw., wenn nichts los ist. Doch auch in Oberstdorf sind da Sprünge und Pirouetten verboten, weshalb man sich im Zweifelsfall für ernsthaftes Training nur auf den Patch verlassen kann. Und den darf man nur mit Trainier nutzen (anders als es in München bisher war). Die Bilanz ist teuer und düster. Allerdings bin ich auch stur und eigenwillig, und lasse mich nicht so schnell demotivieren. In jedem Fall werde ich noch in 10-20 Jahren erzählen können, unter welchem miserablen Umständen deutsche Eissportler trainieren dürfen und mein Blog hier wird ebenfalls schön Zeuge dieses Schandflecks der Sportgeschichte sein. Wir machen weiter, enttäuscht sind wir trotzdem!

Ach ja, und dem sei natürlich unmissverständlich hinzuzufügen, dass diese Enttäuschung sich in keinem Fall gegen unsere Trainer richtet oder die Vereine, welche wirklich ihr Bestes geben, um die Situation positiv zu gestalten.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert