Am zweiten Trainingstag fühlte ich mich immer noch nicht so richtig angekommen. Mein Kind fand es aber toll, hat alle möglichen Sachen vom letzten Jahr wieder erkannt (oder auch nicht). Und es war irgendwie total verrückt, zu sehen, wie sehr sie sich verändert hat.
Trainingsplan:
7:00 Halle 1 (ich)
10:20-11:10 Kondi
19:10 Halle 2 (Kind)
Morgentraining
Heute ging es gleich 7:00 Uhr weiter für mich, und auch noch in Halle 1. Das ist die riesige fancy Wettkampfhalle mit Eisklimatisierung (Tribüne bleibt warm, Eis bleibt kalt) und den ganzen Flaggen, wo man sich als Anfänger vorkommt wie der letzte Trottel.
Diesmal ging es aber. Ich weiß noch, wie ich letztes Jahr völlig verunsichert und verloren in dieser erfurchtsinduzierenden Halle Achter gefahren bin. Ich konnte echt nix, bzw. ich konnte es nicht gut. Hab mich total mit den Kanten gequält und hatte ständig Schiss, irgendwelchen Profis reinzufahren und dann Todesblicke von deren Trainern zu kassieren.
Die Angst ist nicht komplett unbegründet, weil du als erwachsener Anfänger halt schon so ein bisschen der Bodensatz vom Eiskunstlauf bist. Und es auch bleibst, außer du zahlst wirklich alles selbst und bist sehr ambitioniert (und talentiert). Auf dem Eis gibt es auch ne klare Hackordnung. Man muss versuchen, den besseren Läufern nicht im Weg zu sein, und sich gleichzeitig selbst zu verbessern. Man braucht also eigentlich Mut und Platz, den man sich dann aber irgendwie nicht immer traut zu beanspruchen, und wenn doch, kommt schon mal ein schiefer Blick… Ist alles schwierig und du musst über vielem drüber stehen und dein Ding machen. Wenn man es nicht schafft, möglichst alles komplett stoisch zu sehen, wird man in diesem Sport nicht glücklich.
Mittags ging es dann für mein Kind noch zum Off-Ice. Ich habe selber in der Zeit Yoga gemacht und mich durchgedehnt. Ich muss sagen, dass das echt viel bringt. Leider vernachlässige ich das immer, dabei würde es bei Asymmetrien eigentlich total viel helfen!
Abendtraining
Das zweite Eis-Training an diesem Tag war dann abends 19:10 für mein Kind in der kleinen Halle (2). Die fand ich letztes Jahr richtig komisch, aber jetzt ist es meine Lieblingshalle. Wenn es da leer ist, ist es eigentlich total gemütlich.
Kind hat erst mal nur Schritte geübt, Doppeldreier, Dreierwalzer, Kantenwechsel etc. um wieder rein zu kommen. Es war wirklich niedlich. Ich vergesse manchmal, wie gut sie schon läuft. Die kann mit mir echt komplett den Boden wischen, nur bisschen wenig Spannung manchmal.
Es gibt ein Ding, das scheint wirklich typisch für die ganzen Eiskunstlaufkinder zu sein, und ich habe bisher noch kaum Ausnahmen gesehen, diese „Null-Bock-Haltung“. So ein bisschen sich hängen lassend, leicht genervter Blick, ganz kurz vorm Augen rollen, slackt das Kind so übers Eis. „Ich bin seit 5:30 wach. Muss das gut aussehen oder was?“-Modus. V.a. wenn keiner schaut oder über den „kurzen Teil“ der Fläche, wo man nur Anlauf nimmt aber meistens nicht wirklich was macht… das ist so göttlich, weil mein Kind gerade anfängt, dieses komische Teenie-Gehabe zu kopieren. Und wenn du dann so diesen komplett abgebrühten „Ich mache Eiskunstlauf. Mir ist alles egal.“-Blick an deinem Fünfjährigen siehst, das ist einfach nur zum Wegschmeißen. Ich meine, wenn Sasha Trusova diesen Blick bringt, okay… fair enough. Aber diese kleinen Butzelchen da, völlig abgebrüht mit diesem Augenabschlag-Seitenblick wie Cillian Murphy, als ob sie schon alles gesehen hätten… „Ey Alter, wenn es keine Punkte gibt, machen meine Arme nichts, okay? GAR NICHTS!“ Der geistige Mittelfinger. Und zwischendurch dann wieder hochmotiviert, fein lächeln, Haltung zeigen, 10 Sekunden lang. Trotzphase. Ich könnt mich auf dem Boden rollen, find ich göttlich. Sei ihnen gegönnt, ist ja auch hart. Trotzdem einfach putzig, wenn man schon vor der Einschulung die Unberührtheit in Person gibt.
Yoga und Dehnen
Für den Tag bzw. für den ganzen Aufenthalt hatte ich mir auch vorgenommen, mich immer schön zu dehnen und auch mein Kind mehr dazu zu ermutigen. Man fällt sonst irgendwie in ein Sommerloch. Ich habe nachmittags Yoga gemacht und abends dann auch kurz.
Außerdem haben wir von Bekannten Schuhe mitbekommen. Flauschi hat sich beschwert, dass ihre bereits zu eng würden. Letztes Jahr hatte sie dann plötzlich blutige Zehen von einem Tag auf den anderen, das wollte ich nicht nochmal riskieren und habe deswegen rumgefragt, ob jemand minimal größere übrig hat…
So kam es, dass sie die Risport Elektra Light probieren konnte. Ich habe den für meine Rollschuhe aber ich komme nicht damit klar und bin dann auf meine alten Antares umgestiegen. Ich fand den Schuh extrem rigide im Vgl. zu RF3 und furchtbar unbequem. Aber dieser hier war schon gut eingelaufen:
Sie fand ihn auf Anhieb bequem, allerdings war er deutlich zu groß. Unsere Trainerin meinte auch, sie soll sich mal auf die Sohle stellen und da sieht man es tatsächlich ganz gut. Uns wurde immer mal wieder 7 mm als Orientierung gesagt. Aber Kinder wachsen natürlich noch. Letztes Jahr hatten wir die Jacksons schon auf Zuwachs gekauft und deswegen dachte ich auch, sie müssten noch perfekt passen.
Was mir aber durch diese Anprobe klar wurde, ist dass ich unbedingt auf Risport umsteigen will. Ich bin selber nicht ohne Grund mit dem RF3 sehr zufrieden, und auch bei dem absolut nicht passenden Schuh, der noch dazu stumpf war, hat man sofort gesehen, dass dieser Schuh wie gemacht für mein Kind ist. Er sah direkt so gut aus und sie fand den Stand darin und den Support gut. Ohne, dass ich irgendwas dazu sagen musste, hatte sie schon die Polster bemerkt und lobte sofort, wie bequem der wäre und sie wolle ihn unbedingt behalten. Ich werde dann aber denke ich lieber einen neuen anschaffen oder vielleicht auch den RF3. Ja, der ist härter, aber durch die bequeme Polsterung trägt er sich besser und kommt einem weniger rigide vor. Bisher fand ich selber auch alle Jacksons, die ich anhatte, unfassbar hart und unbequem. Das Futter ist auch irgendwie „zu griffig“, so dass man nie oder nur mit ganz bestimmten Socken und trockenen Füßen gut rein kommt, während es bei Risport völlig egal ist. Selbst mit geschwollenen Schwitzefüßen im Sommer kann man sie gut anziehen.
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