Eislaufen um Pylonen in der Gruppenstunde

Hallo, wir sind neu im Eiskunstlaufverein

Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, die ersten paar Male beim Eiskunstlaufverein wären nett und entspannt gewesen. Das geht nicht gegen den Verein. Die meisten Trainer sind freundlich, hilfsbereit und total in Ordnung. Aber für mich, als chronischer Sportmuffel (mehr Fan von Muskelbude und Dauerlauf) war das einfach grundseltsam, in so einen Laden reinzugehen als würde ich da hin gehören. Und ich glaube, das konnte auch jeder sofort riechen.

Habe ich mir zumindest eingebildet. Also, dass die alle meine 5 in Sport riechen konnten, meine ich. Und ich glaube, ich habe auch unglaublich grunddämlich ausgesehen auf dem Eis.

Beim Fasching. Da war ich vielleicht das vierte Mal auf dem Eis…? Ich hatte noch Schoner über meinen Schuhen, hahaha. Ich könnt mich wegschmeißen.

Weil wir relativ spät eingestiegen sind, waren die Gruppen schon alle ziemlich fest. Ich würde sagen, es gab drei Gruppen: Erwachsene Anfänger + Fortgeschrittene, und Kinder Anfänger + Fortgeschrittene. Manchmal auch mehr. Meistens aber gab es keine richtige Gruppe für erwachsene Anfänger.

Das hatte zur Folge, dass ich dann entweder den fortgeschrittenen Erwachsenen im Weg war und diese viel zu schnell für mich. Oder ich (und andere erwachsene Anfänger) musste bei den Kleinindern mit laufen. Letzteres war einfach nur extrem unangenehm. Nicht nur, dass ich mich einfach komplett deplatziert und lächerlich gefühlt habe, ich habe auch nichts gelernt.

Diese Kinder-Gruppen-Stunden waren für mich dermaßen frustrierend, dass ich irgendwann angefangen habe, YouTube-Videos zu gucken, um zu verstehen, was ich eigentlich auf dem Eis so machen kann und soll… Ich denke, das meiste davon war dem 2021-bedingten Trainermangel geschuldet und der Tatsache, dass ich so spät angefangen hatte. Ich meine, alle, die Anfänger waren, sind an dem Punkt dann schon weiter, haben schon drei Monate lang geübt und du kommst im Januar und kannst nichts… Da hat der Verein auch nicht wirklich viele Möglichkeiten, dich gut einzusortieren.

Eislaufen um Pylonen in der Gruppenstunde
Da sind wir in der Gruppenstunde und müssen um Hütchen fahren. Falls sich jemand wundert, ja ich hab die anderen Kinder raus geshoppt, weil ich es komisch finde, anderer Leute Kinder auf Fotos zu haben. Es war also nicht wirklich so leer. Aber das Bild zeigt trotzdem ganz gut meine Planlosigkeit und wie mega komisch ich mir bei dem ganzen vorkam. Flauschi hingegen voll in ihrem Element…

Ich hätte mir trotzdem irgendwie gewünscht, dass ich in der ersten Saison mehr gelernt hätte. Ich denke schon, dass das möglich gewesen wäre. Und ich schreibe das, weil ich mir wünsche, dass es anderen Späteinsteigern (sowohl auf Alter als auch Fortschritt der Saison bezogen) nicht so geht wie mir.

Das beste ist wirklich, einerseits zu Saisonbeginn anzufangen und andererseits alle Trainingsangebote zu nutzen. In München gibt es mehrere Stadien und in fast allen bieten die zwei Eislaufvereine Unterricht an. Das sollte man wirklich nutzen, auch wenn es logistisch anstrengend ist.

Dadurch, dass ich am Anfang gedacht habe, das wird mir eher alles zu viel und ich habe ja nicht vor, irgendwelche krassen Sprünge in dem Sport zu machen (ganz wortwörtlich…), habe ich mir viel entgehen lassen. Im Nachheinein ärgere ich mich darüber.

Ich finde es auch schade, dass man als erwachsener Anfänger einfach grundsätzlich weniger Angebote findet (das trifft auf alle Vereine zu, auf Wettbewerbe, Prüfungen und Veranstaltungen… es ist einfach mehr auf Kinder ausgerichtet insgesamt). In Ländern wie USA und Kanada gibt es da einfach mehr Kurse und mehr Struktur. Ich denke, das muss man sich klar machen, bevor man in einen Verein geht. Und man sollte einfach nicht zu große Erwartungen haben.

Vielleicht ist es auch gut so, denn das hat mich letztendlich dazu gebracht, viel selbst zu recherchieren, mir allein Trainer zu suchen und Ressourcen zu finden außerhalb von den Gruppenstunden und anfangs dem öffentlichem Lauf. Klar, es ist irgendwo viel Zeit drauf gegangen, die ich zum Üben hätte nutzen können, während es Winter und das Eis noch offen war. Aber es bringt auch nichts, sich darüber jetzt lange zu ärgern.

Witzig ist auch, dass ich nicht mal wusste, dass es zwei Eiskunstlaufvereine gibt in München. Die Webseite von dem einen war einfach nicht bei Google aufgetaucht, und gleichzeitig hatten wir Kontakt mit jemandem, der in dem Verein war, wo wir dann auch hin sind… es war also totaler Zufall wo wir gelandet sind! Im Nachhinein würde ich das nicht mehr so machen, sondern vorher beide Vereine besuchen und dort zur Probe trainieren.

Ich weiß auch nicht, wie es allgemein gehandhabt wird, aber unser Verein bietet nicht nur Schnuppertraining, sondern auch 10er-Karten an. Damit kann man dann in einem festen Stadion mit trainieren. Das ist ganz gut für Leute, die sich noch nicht entscheiden können oder wollen. Auf jeden Fall sollte man erst mal gucken, wo es einem am besten gefällt, auch von den Trainingszeiten. Ich werde dazu sicher noch mal was schreiben. Aber das sind alles so Gedanken, die ich mir überhaupt nicht gemacht habe. Ich dachte mir: Okay, das ist jetzt der Verein. Das ist hier um die Ecke. Da gehen wir halt jetzt hin, wird schon passen.

Bin ich heute zufrieden mit der Entscheidung? Im Großen und Ganzen schon. Ich kenne jetzt ein paar Leute da, man hat sich irgendwo einsortieren lassen, es geht langsam voran. Ich bin auch unglaublich froh, dass jetzt genug Leute da sind und ich nicht mehr zu dein Dreijährigen gesteckt wurde. (Ich glaube, wenn das noch mal passiert wäre, hätte ich diese Stunde nicht mehr besucht und nur noch alleine mit YouTube und Online-Training gelernt.)

Die festen Strukturen, die es in solchen Vereinen zu geben scheint, sind aber auch eine gute Übung in Selbständigkeit. Wenn du kein Interesse zeigst und dich bemerkbar machst, dann lernst du auch weniger. Man muss eben irgendwann anfangen, Fragen zu stellen und sich selbst irgendwo pushen, damit man auch mal dran kommt.

Heute ist es so, dass ich ziemlich zufrieden bin mit dem Feedback und den Tipps die ich bekomme, auch in den Gruppenstunden. Während ich als Anfänger komplett verloren war und mich nur deplatziert und unwohl gefühlt habe, kenne ich jetzt schon einige Bewegungen und kann gezielt fragen nach dem, was ich wissen muss, um eine krumme unsichere Bewegung weniger krumm und unsicher zu machen. Es ist jetzt genauso normal geworden, in den Verein zu gehen wie zum Gym. Und beides war am Anfang gleich peinlich und unangenehm. Jetzt hat man sich dran gewöhnt und es gehört einfach irgendwie dazu.

Ich denke sogar, dass diese Zeit der Ahnungslosigkeit und Naivität die beste ist. Es ist noch nichts langweiliger als altkluge Abgebrühtheit. Geläutert und von nichts beeindruckt werden wir alle. Das ist eigentlich nichts, das ich kurzfristig anstrebe. Ich bleibe lieber naiv. Ich habe keine riesen Träume aber auch keine Lichter unterm Scheffel. Ich bilde mir nichts ein, aber ich interessiere mich auch nicht für demotivierende Ansagen von Menschen, die selbst nicht weit gekommen sind im Leben. Man muss sich immer überlegen, wem man zuhören will und mit wem man abhängt. Das ist auf Arbeit genauso wie im Sport. Es gibt immer irgendwelche toxischen und merkwürdigen Leute, die meinen alles zu wissen und es einem auch sofort erzählen zu müssen. Wenn ich einen Tipp zu diesem ganzen Vereinsding geben kann, dann ist es, sich von dieser Art von Typen nicht fressen zu lassen. Sondern sie komplett zu ignorieren, die vielen Vorteile der Mitgliedschaft zu sehen und sich auf die vielen netten Leute zu konzentrieren.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Hallo, wir sind neu im Eiskunstlaufverein“

  1. Avatar von Robert
    Robert

    Hallo,
    kannst du eine gute Trainerin empfehlen für Eistanz (für Kinder) in München?
    Wir planen einen Umzug…
    LG

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