Erste Schritte auf dem Eis im Polariom Germering

Erste Schlitte

Ich musste einfach, mit dem Titel, mein ich. Die ersten Schritte, oder hilflosen Gleitversuche auf dem Eis, haben wir in Germering gemacht. Das ist ein Kaff mit Stadtrechten kurz vor München, in dem es im Großen und Ganzen nichts zu sehen gibt außer die Sovjetunion alt aussehen lassenden Betonbauten und Kitsch-Geschäften für die Hausfrau im Rentenalter und ihre kinderlose häkelsüchtige Cousine. Ich hab da mal gewohnt. Der Feinkostladen war okay.

Jedenfalls hatte dort zu Zeiten der allesvernichtenden Lungenpest (2021) die Eishalle auf. Man musste sich zwar vorher einen Virenfreiheitszettel besorgen, und eine dreiviertel Stunde vor Einlass in der eisigen Kälte draußen anstellen (besonders intelligent bei einer grassierenden Seuche, die die Atemwege befällt…) aber dann konnte man, gestört lediglich durch eine FFP2-Maske, zwei Stunden das Eis genießen.

Ach ja… da wird man ganz nostalgisch, nicht? Ich schreibe das jetzt ein Jahr später und es kommt mir immer noch völlig absurd vor. Aber das war mein erstes Mal nach fast zwei Jahrzehnten auf dem Eis. Und für mein Kind, sie war drei, das allererste Mal.

Wir (ich, mein Mann und Flauschi = Spitzname vom Kind) versuchten also an 20 Jahre vergessenes Halbwissen anzuknüpfen. Ich kann mich noch erinnern, was Zitronen waren, und ein paar schüchterne Slaloms gingen auch.

Mein Kind fand das Eislaufen erst mal richtig komisch. Also machen wollte sie es schon. Schließlich hatte sie mich vorher ein halbes Jahr angebettelt, dass ich ihr endlich die Dinger kaufe. Von alleine wäre ich nicht auf die Idee gekommen. Eislaufen war für mich eher so ein »Besuch bei Mama«-Ding, kein »Möchte ich jetzt jeden Winter machen«-Ding.

Es nahm also jeder eine Hand vom Kind und das Kleine mühte sich fleißig, sich von der Stelle zu bewegen. Insofern, Glück im Unglück mit den ganzen Regeln, denn dadurch war die Teilnehmerzahl beschränkt und es war nicht so schrecklich voll wie mittlerweile… So war das einfach weniger stressig.

Die ersten Stunden auf dem Eis liefen dann so, dass wir immer weniger die Hand halten mussten. Erst nur noch eine, dann hat sie sich getraut, auf mich zu zu laufen, dann ging Tippeln und Stampfen in Gleiten über. Und die Pinguine… oh ja, die Scheißdinger waren schwer angesagt…

Und irgendwie waren wir dann ständig in dieser Eishalle. Das Polariom ist ne düstere Hockeyhalle mit viel Holz, ziemlich rustikal. Aber ich finde trotzdem, dass es dort irgendwie gemütlich ist. Ich werde nicht rumlügen, ich mag Germering als Ort zum Leben überhaupt nicht. Es war mir einfach immer zu eng da und zu fad. Aber gegen die Eishalle kann ich, außer dass sie jedes Wochenende knackvoll ist, nicht wirklich was sagen.

Was unseren Eislauf-Anfang betrifft, ich denke, wir hätten uns eher trauen sollen, in einen Verein zu gehen. Ich habe damit einige Zeit gewartet, weil ich nicht wirklich Interesse an Eislaufen als Sport hatte. Aber eigentlich ist das ein dummes Missverständnis. Vereine fördern ja den sog. Breitensport. Die machen die Sportart den Menschen mehr zugänglich und bieten Training an. Und auch, wenn bei Eislauf immer alle meckern, ist das hier doch noch ziemlich altersübergreifend… zumindest in München und Umgebung.

Dadurch (also durch einen Vereinsbeitritt) hätten wir eher Zugang zu mehr Eiszeiten gehabt. Und es ist auch sinnvoll am Saisonstart einzusteigen, statt am Ende, wenn alle Gruppen fix sind, und die Anfänger bereits Fortschritte gemacht haben, die man selbst nicht unbedingt so schnell im Gruppentraining aufholen kann.

Für mich war es aber auch so, dass ich nicht einfach einem Verein beitreten wollte, nur um aufs Eis zu können. Für die Öffentlichkeit waren die Stadien nämlich zu der Zeit alle noch geschlossen oder stark eingeschränkt. Und ich fand das irgendwie mies, in einen Verein zu gehen, nur um ein bisschen rumzuprobieren. Ich bin da vielleicht einfach von meiner Kindheit geprägt. Da war Sportverein was für Sport-Nerds. Und das war ich nie. Es kam mir einfach eine Nummer zu hoch vor und ich wollte da das Angebot nicht unfair ausnutzen.

Nach ein paar Wochen hat es sich dann aber für uns ergeben, dass wir doch Lust drauf hatten, öfter Eislaufen zu gehen. Ich habe dann mein Kind zweimal zum Schnuppern gebracht und sie fand es cool mit den vielen anderen Kleinen, und dann sind wir einfach dabei geblieben.

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