Eislaufabend im Prinzregentenstadion

Entegen besseren Gewissens habe ich mich dann doch entschieden, zum Erwachsenen-Eislaufen im Prinzregentenstadion zu gehen. Da ich die letzten fünf Tage auf dem Eis war, wurde das Training zusehends ineffizienter für mich. Schlafmangel hat auch nicht geholfen. Aber für paar Selfies hat’s noch gereicht.

Am Sonntag (Tag davor) hatte ich noch die Risport Artiste an. Die sind mir ein bisschen zu groß, deswegen trage ich sie jetzt nur noch, wenn es ganz kalt ist, mit dicken Socken drin. Das ist aber nicht das gleiche wie richtig passende Schuhe mit dünnen Socken. Und bei den Socken gibt es dann auch noch Unterschiede, was wann gut ist. ist eine ziemliche Halbwissenschaft für sich.

An warmen Tagen empfehlen sich die dünnen Edea-Strümpfe*, an kalten Tagen die von Risport. Danach war mir aber nicht (ich misstraute mal wieder den Schuhen und dachte mir, bestimmt wird es dann zu eng und ich kriege noch weniger hin). Aber irgendwie ist nichts richtig optimal.

Das ist einfach ein Anfänger-Problem. Beim Marathon-Laufen ist das auch so. Wenn du anfängst zu trainieren, stören die Schnürsenkel, sobald sie nur minimal verschieden gebunden sind, jedes noch so kleine Krümelchen drückt im Schuh und das Wetter muss auch noch passen. Am Ende, wenn du trainiert bist und dran gewöhnt, ist dir fast alles egal. Ich laufe auch im Regen. Man wird schon warm…

Ich denke mir, dass ist beim Eislaufen nicht anders. Man stört sich an vielem, wenn es noch neu ist. Gestern mit den Edea-Socken war’s einfach unbequem und alles hat gebrannt. Das Futter von den Risport RF3 Pros ist anders als das von den Mystique und Artiste. Es ist bisschen wie bei Jackson, hat einfach mehr Grip. Und das reibt natürlich leichter am Fuß, wenn man eine dünne Socke anhat. Und an dem Abend war ich müde, und mir ging alles auf die Nerven, sogar die Socken.

Ich bin dann zu meiner Freude und Überraschung aber doch besser mit den Schuhen klar gekommen… deutlich besser als mit den Artiste. Auch ein paar Sprünge gingen noch am Schluss. Die Kufe ist definitiv ein Unterschied wie Tag und Nacht! Die überkreuz geformte Zacke hat wirklich mehr Grip im Eis und man kann so viel leichter landen. Es fühlt sich fast wie Betrug an, so gut ist das… Als hätte ich es erst mal noch besser auf der schlechteren Kufe lernen sollen, wenn ihr versteht was ich meine… Erst quälen, gute Technik lernen, dann technische Erleichterungen gönnen. Andererseits brauchte ich neue Schuhe und warum etwas Schlechteres kaufen, wenn man viele Jahre Freude dran hat so?

Elemente

Was wir an diesem Abend geübt haben:

  • vorwärts Chassés im Kreis L/R auf dem Kreis
  • vorwärts Chassés + Schwung mit freiem Bein (wie bei Kantenwechsel) auf dem Kreis
  • vorwärts auswärts Bögen L/R im Wechsel
  • vorwärts einwärts Bögen L/R im Wechsel
  • rückwärts auswärts Bögen L/R im Wechsel
  • rückwärts Übersetzen
  • vorwärts Lauf mit hinten Überkreuzen
  • Dreierschritte auswärts und einwärts
  • Pirouetten

Übungen zum Übersetzen

Ich habe ziemlich spät Übersetzen gelernt. Oder sagen wir, ich habe es versucht früh zu lernen, aber nie genug Möglichkeiten zum Üben gehabt. Dreier und Mohawks kann man an der Bande üben. Zum Übersetzen üben braucht man einen schönen Kreis, und der sollte auch nicht zu klein sein. Das geht nur in Vereinsstunden oder im Kürpatch. Oder wenn man Glück hat, in einer leeren Zeit im öffentlichen Lauf.

Deswegen habe ich immer noch Probleme damit, z.B.

  • im Uhrzeigersinn vorwärts übersetzen fällt mir schwerer als gegen den Uhrzeigersinn (ich springe von rechts auf links und rotiere im Uhrzeigersinn und bin Rechtshänder)
  • rückwärts das gleiche: im Uhrzeigersinn (linkes Bein innen auf Außenkante) fällt es mir auch wieder leichter zu übersetzen
  • ich werde schneller schnell als mir lieb ist aber das geht, indem man Pausen einbaut und länger in der sog „Schwalbe“ bleibt (die Position, die man kurz nach dem 2. Abstoß mit dem inneren Bein nach außen weg einnimmt – das kann man einfach halten, mit dem Bein leicht angehoben in der Luft)

Grundsätzlich fallen mir also alle Außenkanten auf dem linken Bein leichter als rechts. Der Unterschied ist echt gravierend. Und als kleiner Tipp: Was bei mir das Ganze verschlimmert, ist im Bett auf der einen Seite zu liegen und aufs Handy zu glotzen. Davon bekommt man eine richtig schöne Hüftfehlstellung. Also nicht nachmachen!

Trotz allem muss ich aber sagen, dass mein Übersetzen viel besser geworden ist und ich mich nicht mehr jedesmal des Todes schäme, wenn ich es versuche. Die rechte Seite ist zwar schlimm, aber nach einer Weile komme ich rein.

Erstmal an der Bande dran erinnern, wie Übersetzen ging (mit der rechten Außenkante habe ich besonders zu kämpfen)

Ein besonders komisches Problem, das ich immer wieder beim Übersetzen hatte in der letzten Zeit (ich habe aber im Moment auch echt viel Schlafentzug), ist dass ich regelrecht vergesse, was ich mit meinen Beinen machen soll. Aber es ist nur mit rechts-außen der Fall!

Vorm Übersetzen im Uhrzeigersinn muss ich überlegen, entgegen dem Uhrzeigersinn überhaupt nicht. So von wegen »muscle memory ain’t kickin‘ in«… Muskelgedächtnis zeigt mir einfach den Dicken. — Da merkt man echt wieder, wie wichtig ständiges Wiederholen ist.

Ich habe mir aber, um diesen Unsicherheitblock zu unterbrechen, jetzt einfach angewöhnt, vor dem Mitfahren mit den anderen einfach kurz an der Bande zu üben. Einfach mal schnell die Füße in die richtige Richtung überkreuzen, kurz hin und her fahren, und dann erinnern sich die Muskeln tatsächlich wieder. Und wenn es gar nicht geht, fahre ich Chassés.

Was auch hilft ist immer zwei halbe Zitronen zu fahren und dann erst den Übertritt zu machen. Aber technisch besser ist es einen schönen Abstoß wie beim Roller zu fahren und dann aus dem Abstoß heraus auch sauber zu übersetzen, habe ich gelernt. Das werde ich jetzt auch mehr so üben.

Endlich ein schöner Dreierschritt

Den Dreierschritt bezeichnete unsere Trainerin als »wichtigsten Schritt im Eistanz«. Ich will zwar jetzt nicht unbedingt Eistänzerin werden (nichts gegen Eistanz, aber ich will lieber springen, solange es noch geht und ich bin eher ein Einzelgänger), aber ich finde auch, dass schöne Wenden einfach was abgeben.

Den Dreier habe ich eigentlich kapiert, bis auf die Streitfrage der Armstellung. Meine Trainerin von Ice Coach Online meinte, richtig wäre den Kreis zu umarmen. Das hat sie nicht so formuliert, aber ich erkläre es immer so meinem Kind. Und wenn sie es vergisst, rufe ich ihr einfach schnell »Huggiiiiies!!« zu, das funktioniert wie geschmiert!

Zwei Trainer vom Verein meinten dann, nee, besser wäre es in Gegenposition zu fahren (also wenn man RFO-Dreier macht, müsste dann der R Arm vorne sein und L hinten und dann Wechsel beim Drehen). Beides finde ich machbar, letzteres aber schwieriger. Dann konsultierte ich noch eine dritte Trainerin, die sagte, es wäre im Prinzip egal und gäbe keine Vorgaben. Jedoch sei der Dreier in Gegenposition einfacher, weil man dann nicht überrotieren würde.

Das leuchtet auch ein (Drehmomenterhalung, Gegenbewegung gibt also immer Stabilität), aber ich persönich bin so an die andere Haltung gewöhnt, dass ich immer schon automatische Außenkanten-Bögen fahre, wenn ich in Gegenhaltung starte, und mich regelrecht zwingen muss, einen Dreier zu machen. Umgekehrt, wenn ich ein Synchronhaltung starte (also Arm wie Bein), dann mache ich schon fast automatisch einen Dreier…

Ich habe mich dann entschlossen einfach beides zu üben. Laut der Vereinstrainerin, die meinte, dass es keine große Rolle spiele aber besser wäre, wenn ich am Anfang in Gegenposition übe, scheint es keinen Punktabzug oder der gleichen dafür zu geben. (Dass manche Leute Vorlieben haben und danach bepunkten glaube ich trotzdem, aber ich wüsste weder wann noch wie.)

Wie dem auch sei, ich hatte beim Training einen super coolen Durchbruch beim Dreier. In meinen neuen Schuhen tue ich mich gerade an kalten Tagen noch schwer, aber nach 30 min Aufwärmen geht es meistens. Ich quälte mich so vorwärts mit meinen Dreierschritten, und irgendwann war ich dann einfach nur noch frustriert, dass ich mit meinen halb tauben Füßen die Kanten nicht mehr spüren konnte.

Ich habe dann vor lauter Demotivation einfach nur noch nachgegeben und bin richtig extrem ins Knie gegangen. Aber statt dass es schlechter wurde (ich neige dazu, dann sehr hüftlastig zu fahren, was nicht ästhetisch aussieht), wurde der Dreier stabiler! Und zwar richtig krass! Und er wurde außerdem noch konsistent symmetrischer.

Ich meine, klar. Jeder sagt immer »Mehr ins Knie gehen!«. Das ist ungefähr der meistgehörte Satz in Eisstadien in ganz Deutschland (keine Ahnung, was Österreicher und Schweizer sagen). Aber trotzdem war es voll die Erleuchtung, denn ich dachte eigentlich, dass ich schon gut runter gehe. Ich hatte mich auch lang nicht gefilmt.

Letztlich habe ich mich bei diesen Bewegungen sehr sehr auf den Knöchel und Stabilität im Fuß (Gewölbe längs und quer) konzentriert, und das ist denke ich auch richtig. Aber die Grobmotorik und Gesamthaltung ist halt doch das, was eine Bewegung flüssig und sicher macht. Und so hatte ich dann doch noch ein kleines Erfolgserlebnis trotz Übermüdung und Knieschmerzen…

Freies Training

Das freie Training, das es im Anschluss immer noch gibt (meistens nur eine Viertelstunde, dann wird man vom Bademeister aus dem Prinze gekickt…) habe ich kaum genutzt an diesem Montag. Ich war zu müde.

Hab nur noch ein paar Dreiersprünge und zwei schlampige Toe-Loops (ich nenne die »toe-waltz«, weil ich oft ausversehen auf der Zacke schon prärotiere) gingen noch, dann noch ein paar Pirouetten und ab nach Hause.

Der angenehmste Moment, auch wenn ich es nicht gern zugebe, ist dann doch, wenn ich die Schuhe ausziehe und wieder Blut in meine Zehen fließt und die Füße anfangen zu brennen. Ich finde das total herrlich.

Ich freue mich immer, wenn das Training vorbei ist. Aber nicht, weil dann die Quälerei beendet ist, sondern weil man fühlt, dass man was geschafft hat. Meistens lasse ich für die U-Bahn auch die durchgeschwitzten Trainingsklamotten an. Ist mir alles egal und ich friere dann ja auch nicht mehr, im Gegensatz zum Hinweg. Das Prinze ist eh schön warm, typisch Schwimmbad eben. Schade dass nicht öfter abends was ist dort für Erwachsene. Der Weg ist für mich zwar relativ weit, aber ich würde so ein Angebot definitiv wahrnehmen.

Eislaufen hilft mir bei Knieschmerzen

Oh, und das Beste übrigens! Nach dem Training waren meine Knieschmerzen wie so oft besser! Das ist vielleicht auch der Knie-Orthese* zuzuschreiben – die sorgt nämlich bei ausreichender Bewegung für eine Korrektur der Stellung der Kniescheibe und ist deshalb besonders bzw. nur sinnvoll zu tragen, sobald man sich bewegt – aber ich merke auch einfach jedesmal, wie die Wärmeentwicklung gut tut. Und es ist halt auch so, dass Bewegung das Knie mit Nährstoffen versorgt (im Gelenk sind keine Gefäße und alles, was zum Knorpel hin soll, diffundiert quasi dort hin – dieser Vorgang wird natürlich durch Bewegung angeregt).

Überhaupt muss ich sagen, dass alle Rücken- und Knie-Beschwerden im Allgemeinen weniger geworden sind dank des Eiskunstlauftrainings. Die Füße tun mir manchmal ein bisschen weh, aber auch hier habe ich mehr Stabilität. Meine Balance hat sich verbessert, und ich habe eine bessere Körperhaltung. Deshalb, ja… es ist ein bisschen dumm, trotz Schmerzen trainieren zu gehen. Und ich habe bewusst meine rechte Seite geschont. Aber es kann auch helfen, und Ruhigstellen ist gerade bei chronischen Problemen oft richtig kontraproduktiv. Deshalb bin ich froh, dass ich das Training nicht habe ausfallen lassen, nur weil ich einen schlechten Tag hatte.

*Affliate Link

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