Einblicke ins Eiskunstlauf-Training: 5 Jahre alt, Leistungssport

Aktuell trainiert meine Tochter 5× pro Woche auf dem Eis. Vor dem Eiskunstlauftraining des Leistungssports war sie in einer Gruppe, zu der alle Kinder bis zum Alter von 6 Jahren Zugang haben, der Fördergruppe des Breitensports oder kurz FdB. Seit Dezember läuft sie in der sog. „grünen Eiszeit“, einer Gruppe für Kinder, die auf 8., 7. und 6. Kürklasse trainieren*.

Das Training ist jeden Tag anders und wird individuell vereinbart. Nicht alle Kinder gehen zu den gleichen Kursen, manche machen mehr, manche weniger. Einige nehmen noch Privatstunden und gehen sogar 2× täglich aufs Eis oder öfter. Manche machen das schon mit 4 so intensiv, andere erst mit 14, manche hören vorher auf. Mein Kind trainiert aktuell nicht mehr als 1.5h auf dem Eis pro Trainingstag.

Am heutigen Tag sah der Trainingsplan zB. so aus:

  • 14:00 – 14:20: Eislaufen
  • 15:30 – 16:30: Eiskunstlauf-Ballett
  • 16:45 – 17:30: Sprungtraining

In unserem Fall sind diese Kurse verpflichtend. Ebenso sind Teilname an Sommertraining (ohne Eis) Pflicht. Im Frühling ist es üblich, auf ein selbst-organisiertes Camp nach Oberstdorf zu fahren, d.h. man bucht Eis im Eissportzentrum an Tagen, an denen der Trainer dort ist, bekommt dann Zeiten zugeteilt und stimmt es noch mal ab. Für 1-2 Wochen stehen dann täglich mind. zwei Einheiten an.

So sieht das Training für Anfänger im Leistungssport Eiskunstlauf aus

Training auf dem Eis:

Einlaufen

  • vorwärts Gleitschritte, Bögen usw. fahren zum Aufwärmen
  • vw & rw einbeinige Slaloms
  • Gleitschritte über die Diagonale, verbunden durch Flieger (ist ein KK8-Prüfungselement)

Kanten

  • Mohawk-Schrittfolge im Kreis
  • Schrittfolge in der 8: vw-aw Dreierschritt, Chassé, vw-ew Mohawk, Übertritt in den zweiten Kreis, wh.
  • vw-ew Twizzles (=2× Dreierschritt einwärts)
Die Beine bei der Standpirouette zu Kreuzen klappt noch nicht zuverlässig, aber lange wird diese Lücke nicht mehr zu sehen sein… Das dauert einfach ein bisschen und es ist wichtiger, erst mal eine schön zentrierte Pirouette zu haben und gut zu stehen. Bisher hat das jedenfalls gut funktioniert für sie.

Pirouetten

  • Standpirouette
  • Sitzpirouette
Eiskunstlauf-Training im Leistungssport: Hier springt sie gerade einen Salchow. Gerade übt sie am meisten, den Sprung nicht zu „schleudern“. Sonst überdreht man bzw. es sieht eben nicht schön und kontrolliert aus. Es erfordert eine Menge Spannung und Konzentration. Ich übe diesen Sprung selbst auch im Moment.

Sprünge

  • Salchow
  • Toeloop
  • Kombination Dreiersprung & Rittberger
  • Flip
  • Spagatsprung (aka „Spreizsprung“, ist ein KK7-Prüfungselement) & Flip Kombinationssprung
  • Waagepirouette

Improvisation zu Musik

Die Improvisation am Ende liebt mein Kind total. Ich denke, das ist mit einer der Gründe, warum sie, obwohl sie noch so klein ist, Spaß an diesem doch sehr sehr forderndem und anstrengendem Sport hat. Eiskunstlauf ist einfach mehr als Leistungssport, es ist eben auch eine Kunstform.

Sprungtraining Off-Ice

  • Einlaufen ums Stadion
  • Beine strecken an der Stange
  • Beinschwünge (von vorne nach hinten wie zum Flieger)
  • Springseil:
    • entspanntes Durchlaufen mit Seil
    • Seitschwünge einhändig mit Seil, dabei springen
  • Treppensprünge
    • 1-2 Stufen beidbeinig hoch springen
    • das gleiche auf 1 Bein
  • Pirouetten (Waagepirouette und Sitzpirouette) auf der Drehscheibe (wir verwenden den EDEA eSpinner**)
  • beidbeinige 180°-Sprünge aus dem Stand (Koordinationsübung, um die Arme zum richtigen Zeitpunkt reinzubringen)
  • einbeinige Sprünge aus gekreuzter Position (wie Rittberger, erst etwas einspringen auf der Stelle mit Drehen, dann 1-2 Rotationen in der Luft)
  • Lutz & Axel Übungen
  • „Eislauf-Calisthenics“: sauberer Übergrang von Flieger zu Kanone (kann man auch auf dem Spinner oder einer Balance-Scheibe üben für gesteigerten Schwierigkeitsgrad)

Solches Off-Ice-Training mache ich zu Hause selbst und man bekommt immer wieder ähnliche Übungen, auch auf YouTube findet man viel dazu. Off-Ice-Training ist im Leistungssport für den Eiskunstlauf super wichtig und es heißt immer, man jenseits vom Eis genauso viel machen wie auf dem Eis selbst. Ich vernachlässige das eher, aber mein Kind springt, ohne dass ich was dazu sage, eigentlich von sich aus in der Wohnung herum, und übt ganz alleine, einfach weil sie Lust darauf hat. Nur Springseil-Springen macht ihr überhaupt keinen Spaß. Sie ist noch klein und versteht die Koordination zT. nicht so ganz.

Trainingsziele

Da sie mittlerweile alle Einfachsprünge übt (wenn auch nicht alle steht = konsistent sicher landet), ist jetzt das nächste große Ziel neben KK8 das Axel-Training. Einige Kinder in ihrer Gruppe landen diesen Sprung auch schon, aber für meine Kleine ist noch nicht ganz klar, wie der Sprung sich zusammensetzt.

Jeder Sprung im Eiskunstlauf hat einen sog. „Durchlauf“, d.h. man läuft wirklich Fuß zu Fuß, ohne zu beschleuningen oder zu springen, um den Bewegungsablauf zu verinnerlichen. Man befindet sich also nicht in der Luft. Für Erwachsene ist das ganz gut verständlich, aber für Kinder ist es doch sehr abstrakt, und solche Sachen müssen wirklich immer wieder geübt werden, bis es irgendwann Klick macht.

Eine Anmerkung für die Eltern

So, das war’s zu unserem Eiskunstlauf-Training für heute. Nicht jeder Tag ist so lang. Manchmal gibt es auch nur Eis, und zwei Tage die Woche sind frei. Trotzdem sollte man die Kraft, die das benötigt nicht unterschätzen. Es ist ein extremer Leistungssport und ein Kind kann so etwas nur machen, wenn es Freude daran, Erfolgserlebnisse und positive Bestärkung hat.

Es gibt sehr viele toxische Eltern mit völlig unrealistischen Vorstellungen in diesem Sport. Die meisten davon können selbst nicht einmal gerade stehen in Schlittschuhen, aber den Kindern werden extreme Leistungen und tägliches Training abverlangt. Ich bin sehr froh, dass ich diesen Sport wenigstens mit meinem Kind teile, das ist das Mindeste, was ich machen kann, um sie und ihre krasse Leistung besser zu verstehen (ihr könnt dazu auch mehr im Trainingstagebuch lesen).

Ich kann es jedem ans Herz legen, der mit dem Gedanken spielt. Begebt euch selbst aufs Eis, damit ihr mal seht, wie schwer das ist. Und lobt eure Kinder. Täglich.

*Anmerkung: Alle Informationen zum Eislauftraining und den Abläufen sind nur meine Erfahrungen und können fehlerhaft oder lückenhaft sein. Schreibfehler oder Missverständnisse sind normal. Wenn du dich für Eiskunstlauf als Leistungssport interessierst, informiere dich bitte selbst bei den Vereinen und verlass dich nicht auf meine Erfahrungen oder Angaben. Dieser Blog dient mehr als Tagebuch und Dokumentation für unsere Eiskunstlauf-Entwicklung als zur detaillierten Aufklärung.

**Affiliatelink: Ich erhalte eine Provision, falls innerhalb eines kurzen Zeitfensters nach Klicken des Links (sofern Cookies gestattet werden) ein Kauf bei Amazon.de erfolgt. Für dich entstehen keine Mehrkosten.


Beitrag veröffentlicht

in

,

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert