Kunstläufer Training Session 2

Heute zum zweiten Mal die Elemente für den Kunstläufer-Test probiert, ging schon wesentlich besser. Ich höre in meinem Hinterkopf dazu wieder die blöden Kommentare von der einen Tante, die selber keine einzige Prüfung abgelegt hat aber mir in voller Überzeugung erzählte, ihre Kufen müssten nur einmal alle 2-3 Jahre geschliffen werden, und ich solle doch den Freiläufer machen. Solches Gewäsch, v.a. in Kombination mit peinlich-jovialem Erwachsenheitsgetue (obwohl man Mitte 30 und nicht Ende 60 ist) das motiviert mich irgendwo erst recht… Allgemein finde ich die Arroganz mancher Menschen sehr inspirierend und schön. Das zaubert mir immer ein Lächeln ins Gesicht, ich hab sogar ein Wort dafür. Ich nenne das „Eiskunstlaufgeschwurbel“; es berührt mein aufmüpfiges inneres Kind auf einem tief liegenden Niveau, und erzeugt eine breitbandige intellektuelle Abstoßung – so breit wie die Fette Bremsspur, die ich bald mache n werde, wenn ich diesen verblödeten Hockeystop auch rechts kann…

Aufwärmen gefühlt dauert 10 Jahre, wenn man nicht mehr 20 ist.

V.a. morgens ist es richtig lästig, dass ich immer so lange brauche, um warm zu werden. Eigentlich möchte ich aufs Eis steigen und einfach nur losfahren. Gibt es Leute, die das können? Wenn ja, wie machen die das? – Ach ja stimmt, die sind einfach nur jung und fit. Mist…

Bei mir dauert es i.d.R. so 10 Minuten, bis ich das Gefühl habe, der Flugrost ist abgefallen. Das ist auch in den Gruppenunterrichtsstunden immer besonders unangenehm, vor allem wenn Übersetzer am Anfang kommen, und auf der ekelhaften Seite (die Rechte im Uhrzeigersinn).

Eine liebe Trainerin sagte mir mal, ich solle doch nicht so negativ daher reden, und es nicht eklige Seite nennen. Irgendwie hat sie Recht, ist ja schön, dass ich wieder normal laufen kann, ich bin auch sehr dankbar. Aber trotzdem bin ich halt von Natur aus ein unzufriedenes Wesen. Ohne Unzufriedenheit kein Wunsch nach Verbesserung, so funktioniert das eben. Wenn man immer alles gut findet, was man macht, ist man halt irgendwie auch fertig. Ich möchte aber gar nicht fertig sein mit irgendwas, im Leben, generell. Ich finde diesen Gedanken komplett schräg. Ich versuch’s mir aber trotzdem in Erinnerung zu rufen. Also nennen wir es ab jetzt einfach die „weniger angenehme Seite“ lol

(Wobei, doch, mit Aufwärmen möchte ich für immer fertig sein. Einfach nie wieder aufwärmen müssen. Das wäre göttlich.)

Vorwärts Schlangenlinen (aw-ew Bögen) – Diese Übung nennt jeder anders: Einbeiniger Slalom, Schlangenbögen, wiggly lines… Ich nenne das nicht Schlangenbögen, sondern Schlangenlinien, weil manche Trainer „Schlangenbögen“ leider synonym mit „Schwungbögen“ verwenden (aber darüber könnt ihr euch gern mit euren eigenen Trainern kloppen). Man sieht es aus der Richtung im Foto nicht gut, aber man sollte natürlich tief ins Knie gehen und die Bögen sollten so groß wie möglich sein und auf tiefen aw und ew Kanten. Das Bein ist vorn (für Anfänger: neben dem Standbein, wie Storch) und zeigt in Fahrtrichtung – es soll nicht hin und her schwingen, um die Bewegung zu erzeugen, sondern die Kraft und der Schwung kommen aus dem Standbein!

Ablauf einer Übungsstunde

  • Slalom, Gleitschritte
  • Kanten auf 8 vw + rw
  • ÜS vw rw
  • rw üs + Ausfallschritt bds.
  • Kantenwechsel Chassée
  • konsekutive ew Dreier auf Kreis
  • ew Dreier, Umsetzen, ÜS auf 8
  • Kantenwechsel Dreier ew
  • Dreier-Walzer
  • Mohawk Schritte auf 8
  • Mohawks rw ew → vw →rw in Bögen
  • Englische Dreier
  • Pirouetten vw + rw (🤣)
  • Rittberger Schritte im Kreis
  • T-Stop, Hockey Stop
  • Schlangenlinien einbeinig
  • Hydroblade

Kanten

Übersetzen und Kantenwechsel haben definitiv ganz gut funktioniert, allerdings komme ich auf der rechten Seite immer noch nicht in den Einwärtsdreier, für die Kantenwechsel-Dreier mit Chassée. Ich weiß auch, woran das liegt. Einerseits ist die rechte Außenkante rückwärts schlechter als die linke, da links natürlich mein Landebein ist. Andererseits bin ich nicht so sauber auf der Innenkante, wenn ich in den Dreier rein gehe auf dem rechten Fuß. Das heißt, die Kante ist nicht wirklich tief, und beim Ausgang dann natürlich auch nicht. Die Außenkante rückwärts ist darum mehr so ein „Geradestehen“.

Ich habe aber auch den Verdacht, dass es allgemein an der Hüftflexibilität liegt und an den Schultern. Bei so vielen Problemen im Eislaufen ist das so. Ich merke zB, dass ich viel mehr gegenhalten muss mit den Schultern, wenn ich die Außenkante rückwärts auf der rechten Seite lange halten will, als auf der linken. D.h. es dreht mich schneller um, ohne dass ich es kontrollieren kann. Auf der anderen Seite kann ich problemlos einen kompletten Kreis fahren!

Aber eigentlich ist das auch okay und wird sich hoffentlich demnächst geben. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich mir dieses Abfahren eines ganzen Kreises gar nicht vorstellen konnte, beim ersten Camp in Oberstdorf 2022 wirkte wirkte es noch völlig unschaffbar.

Dreierschritte und Wenden

Allgemein beeinträchtigt diese Kantenproblematik natürlich auch die Dreier. Ich habe aber den Ansatz, etwas immer erstmal auf einer Seite richtig zu lernen, so dass ich es dann auf die andere übertragen kann. Ich meine, dass das leichter ist als beide Seiten „halt irgendwie“ aber dafür simultan zu lernen. Natürlich mache ich trotzdem immer alles in der 8, damit keine Seite zu kurz kommt – das finde ich auch ungemein wichtig, und hat mir auch bisher geholfen, Asymmetrien auszugleichen.

Ich meine, finde es nur wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass das ganze ja auch ein kognitiver Lernprozess ist und man erst mal die Bewegung an sich verstehen muss. Es sind nicht nur die Muskeln, die etwas begreifen müssen, sondern auch der Kopf. Und wenn man eine Übung auf einer Seite kapiert hat, dann finde ich es leichter, das auf die andere zu übertragen.

Bei den Dreiern etwa übe ich die „schlechte“ Richtung, und frage mich was falsch läuft im Vgl. zur anderen, in der es schon besser klappt. Dann versuche ich herauszufinden, was ich in der „guten“ Richtung anders mache. Und das hilft tatsächlich!

Englische Dreier üben
Hier bin ich am englische Dreier üben. Das linke Bein sollte natürlich gestreckt sein beim Abstoß und weniger Prärotation am Dreier! Der Trick, damit es aber am Anfang überhaupt klappt ist, das Spielbein nah am anderen vorbei zu führen bei der Drehung, und sich vorher fest einzureden, dass man gar keinen Dreier machen möchte, sondern in Wirklichkeit nur einen vw-aw Bogen fährt. Hilft mir zumindest, auf eine saubere Kante zu kommen. Ich bin ganz froh, dass ich immerhin schon mal nicht mehr den linken Arm in den Himmel strecke, wie letztes Jahr. Und der Rest wird auch bis Saisonende.

Damit die Einwärtsdreier besser klappen, versuche ich vor allem konsekutive Dreier zu fahren, d.h. so viele Dreier wie man schafft, mit Abstoß von der Zacke oder Kante, aber ohne Zwischenschritte, auf einem Kreis. Dabei wird mir meistens schwindelig, aber ist egal, muss man durch …

Englische Dreier

Bei den englischen Dreiern hatte ich in dieser Session auch ein richtig cooles Erfolgserlebnis. Eigentlich wusste ich schon, dass es so besser geht, aber manchmal vergisst man eben einfach, was man machen soll. Ich habe diesmal versucht, mich ganz bewusst darauf zu konzentrieren, den Einlauf bis zum Dreier lange zu halten. Ich möchte ja den Dreier genau in der Mitte des Halbkreises machen und nicht zu weit am Anfang. Das gibt bestimmt auch Punktabzug, wenn man das nicht sauber macht.

Jedenfalls, man möchte es nicht glauben, dabei hat mir tatsächlich einfach nur geholfen, mich hart zu konzentrieren und anzuspannen (Schultergürtel!). Außerdem habe ich den Fuß beim Dreier ganz nah ans Bein genommen, statt das Bein zu weit abzustrecken. Es muss nur noch eleganter aussehen, dann bin ich zufrieden. Aber das Grundprinzip passt jetzt, die Bewegung werde ich noch größer machen und auf die Arme und Körperhaltung achten, aber ansonsten denke ich, bin ich hier auf dem richtigen Weg.

Rittbergerschritte

Eine positive Überraschung waren auch die Rittbergerschritte im Kreis. Diese hatte ich mit meinem Kind nur auf dem Trockenen geübt. Sie zeigte mir das super ausführlich auf dem Kreis, bis ich es dann kapiert hatte. Und heute habe ich das einfach mal probiert. Ich weiß noch, dass es im letzten Gruppentraining überhaupt nicht funktioniert hat. Aber jetzt klappt es super, also für meine Verhältnisse. Will heißen, natürlich rudere ich dämlich mit den Armen herum, bin vmtl. nicht gerade genug, und die Kanten führen ein Eigenleben, aber ich falle nicht auf die Fresse! Und ich kann die Bewegung schon mal durchspielen. (Das sind immer die ersten 2 Zeichen, dass etwas funktioniert: wenn man sich dabei nicht mehr mault und man nicht stehenbleiben und nachdenken muss.)

Die Übung ist auch ein gutes Beispiel für meine Vorstellung von Fortschritt. Es geht mir ehrlich gesagt ziemlich auf den Sack, wenn Leute wollen, dass irgendeine Übung bereits perfekt sitzt, damit man endlich die nächste üben darf. Mag sein, dass das in der Theorie der Königsweg ist. In der Praxis ist es aber eine todsichere Methode, unheimlich viel Zeit zu verschwenden. Man muss manche (nicht alle) Sachen gleichzeitig lernen, damit man (a) Erfolgserlebnisse hat und nicht hinschmeißt, und (b) weil manche Sachen einfach länger als andere dauern und man nicht sämtliche Trainingselemente pausieren kann, nur weil irgendeine Basis-Übung noch nicht den DEU-Standards genügt oder so. Und es ist ja auch nicht so, dass alles aufeinander aufbaut. Man springt ja jetzt nicht schlechter, weil man statt zweibeiniger einbeinige Pirouetten übt! Womit wir beim nächsten Abschnitt wären…

Pirouetten

Auch bei den Pirouetten habe ich heute Fortschritte gemacht – die vermutlich niemand bemerkt außer ich selbst. Und zwar habe ich es geschafft, bei der vorwärts Standpirouette ein bisschen mehr in Richtung dieser Stelle zwischen Rocker und Zacke zu kommen, auf der man ja drehen soll. Leider habe ich ja diese MK PRO LITE Kufen, die nicht besonders viel verzeihen, und es fühlt sich jedes Mal an, als würde man sich gleich hinlegen, wenn man versucht, das Gewicht ein Stückchen weiter Richtung Zacke zu verlagern… nichtsdestotrotz habe ich das aber weiter versucht, wann immer eine Pirouette einigermaßen funktionierte, und es hat tatsächlich zweimal geklappt.

Standpirouette endlich einbeinig geschafft, wenn auch nur zwei Umdrehungen (haha, mehr ist offiziell nicht gefordert, aber das ist natürlich das Mindestmaß), und Auslauf. Was mich freut ist, dass ich auf die Innenkante gekommen bin, auch wenn man natürlich sieht, dass ich viel zu weit hinten drehe… (Gruß geht raus an für mich gaaaanz kleines Bisschen zu aggressive geeignete MK Pro Lite Kufen…) Was mir auch gefällt, im Vergleich zu letztem Jahr, ist dass ich mich nicht mehr unfreiwillig nach vorne beuge, sondern tatsächlich mal die Achse halte.

Ich bin auf jeden Fall super froh, dass ich das überhaupt einbeinig geschafft habe. Pirouetten sind definitiv nicht mein Favorite, aber ich möchte einfach endlich irgendeine irgendwie können. Ich hab schon gar keine Ansprüche mehr…

Auf dem Spinner klappen sie übrigens immer besser, sogar eine Broken Leg Sitzpirouette (die ist echt so viel einfacher als die normale mit gestrecktem Bein!). Und auf beiden Beinen, yay! Leider kann ich die Spinner-Bewegung nicht so wirklich übertragen aufs Eis, aber ich denke, es ist trotzdem gutes Achsentraining.

Stopps auf Einzelkanten

Gegen Ende habe ich dann auch noch die lästigen Hockeystopps und T-Stopps probiert. Den T-Stopp bekomme ich glaube ich auf beiden Seiten hin, Hockey Stopp klappt nur links. Witzigerweise habe ich mich darüber im Stadion mit Althockeyspielern unterhalten, und die Rechtsfüßler meinten sofort, dass es bei Ihnen genau umgedreht sei. Immer wieder nett auch bestätigt zu sehen, dass man sich nichts vormacht mit der Linksfüßigkeit an der Stelle… Es ist einfach immer wieder so eindeutig, aber trotzdem zweifelt nicht man natürlich manchmal. Mir wäre es ja auch lieber, ich würde an das herumdrehen und springen. Das würde vieles leichter machen.

Beim Hockeystopp kann ich allerdings überhaupt nicht sagen, woran es liegt, ob die Kraft fehlt oder die Beweglichkeit oder beides Punkt es fühlt sich einfach nur falsch an und ich kann es nicht. Das wird definitiv etwas sein, an dem ich hart arbeiten muss. Ich halte den Hockeystopp auf der rechten Seite für schwieriger als die rückwärts Pirouette. Und dazu sei gesagt, dass ich absolut keine Rückwärtspirouette kann.

Aber ich bin einfach so stur und bilde mir ein, dass ich es bis zur Prüfung noch lerne. Sturheit hat mir allgemein in meinem Leben bisher schon sehr viel geholfen, deswegen sehe ich auch sowas von keinen Sinn darin, davon abzurücken. Wie gesagt, Leute die mir raten, etwas nicht zu tun, oder mir erklären, dass ich etwas nicht schaffe, motiviere mich nur umso mehr. Das stachelt direkt meinen toxischen Ehrgeiz an.

Trotzdem wird das eins der Elemente sein, zu dem ich mich in jeder Stunde zwingen muss. Ich habe wirklich keine Lust, das zu lernen. Alle, wirklich alle anderen Teile der Prüfung machen mir irgendwo Spaß. Aber diese Bremsung interessiert mich einfach nicht.

Alberner Abschluss

Zum Schluss habe ich mich entblödet, einen Hydroblade zu probieren. Das sah natürlich völlig grotesk aus. Ist mir aber nach üblicher Manier egal, da ich für mich trainiere, und nicht dafür, dass andere neidisch werden.

Zu Hause hat das schon ganz gut geklappt. Ich komme noch weiter runter, allerdings war mein Ziel, das ausgestreckte Bein noch heben zu können. Sobald das nicht mehr geht, wird die Bewegung nämlich instabil. Außerdem darf das Knie nicht umfallen und die Hüfte sollte nicht absacken. D.h. ich könnte theoretisch weiter runter, aber dann wäre die Bewegung nicht mehr wirklich sauber.

Auf dem Trockenen ist das auch eine gute Übung. Ich mache das auf „links“ und rückwärts, d.h. R über L übersetzen und dann in eine tiefe „undercut spiral“ gehen. Leider sieht es lange noch nicht cool aus, aber ich bin schon mal froh, dass ich nicht so oft umgefallen bin. Der Move ist definitiv nicht gefährlich, und man landet höchstens relativ sanft auf dem Hintern. Also, wenn es die Beweglichkeit erlaubt, eigentlich eine anfängerfreundliche Übung. Es wird sicher eine Weile dauern, bis das vorzeigbar ist, aber es hat trotzdem Spaß gemacht.

Hydroblade üben als Eiskunstlauf-Anfänger... kleine Fortschritte zählen!
Erstes Mal Hydroblade ausprobiert auf dem Eis. Natürlich dachte ich, ich sei viel weiter unten gewesen. Aber fürs Erste okay.


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